Literatur

Lisa Federle: „Von der Kunst des Zuhörens“

Foto: Martin Bernklau

Die Notärztin stellt mit Freunden und Mitstreitern ihr neues Buch im Sparkassen-Carré vor

TÜBINGEN. Tout Tübingen war zugegen, der Saal voll im Sparkassen-Carré. Und auf der Bühne hatte Lisa Federle am Donnerstagabend zur Vorstellung ihres zweiten Buches ihr Dreamteam an der Seite. Neben den Musikern Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller saß auch Anna Loos auf dem Podium, deren Mann (und Mitstifter) Jan Josef Liefers zunächst in der ersten Reihe. Das Schauspielerpaar zählt zu den engsten Freunden und regelmäßigen Unterstützern für die Charity-Aktivitäten der Notärztin.

„Federlesen“ nannte sich die anderthalb Jahre dauernde Tour: Schlagerbarde Dieter Thomas Kuhn und sein Gitarrist Philipp Feldtkeller waren mit der Notärztin und ihrer Autobiografie „Auf krummen Wegen geradeaus“ im Bus der Band durch die Lande getingelt, auch um mit großem Erfolg Gelder einzutreiben für die Stiftung „BewegtEuch!“, mit der gerade nach den Corona-Zwangspausen sportliche Betätigung von Kindern und Jugendlichen gefördert werden soll.

Plaudern, singen, lesen. Da war zur musikalischen Vorstellung des neuen Buches „Von der Kunst des Zuhörens“ neben viel Ausstrahlung und Engagement auch eine Menge gelassener Routine versammelt. Ganz passend begann DTK mit dem Daliah-Lavi-Lied „Wär‘ ich ein Buch zum Lesen“, was im Jahr 1972 auch so eine Art Erkennungsmelodie der Olympischen Spiele von München war.

Eine Weihnachtsgeschichte hatte Lisa Federle als erste Episode aus dem Buch ausgewählt, das Erfahrungen, Erlebnisse und Begebenheiten aus ihrem Alltag als Not- und Bereitschaftsärztin, aber auch aus dem Familienleben der vierfachen Mutter und dem Freundeskreis versammelt. Da war sie am Heiligen Abend zu einer alten Frau gerufen worden, die über Atemnot klagte, und hatte ein Bild von Jammer, Elend und Einsamkeit vorgefunden. Nur die Küche war beheizt, eine angebrochene Dose Ravioli auf dem Tisch, der Mann längst geschieden, und nicht einmal der Sohn meldete sich aus Thailand zum Fest.

Dieser Frau konnte Lisa Federle Zuspruch und Linderung ihres Leidens und Leides geben, wofür sich die alte Dame mit zwei gehäkelten Kätzchen bedankte, die fortan dem Enkelkind zum Kuscheln dienten. Auch bei Heiner, einem lose befreundeten alternden Galeristen, war es die Seele, die Probleme machte. „Der Preis für die besten Jahre“ hieß das Kapitel, das Anna Loos vortrug. Um sich angesichts der zusehends dementen Ehefrau zu trösten, hatte er zu trinken begonnen und sich eine jüngere Geliebte zugelegt, was aber auch niemandem half. Sogar dieser Olga schlägt die ungesunde Ménage bald nicht nur auf die verletzte Seele, sondern sogar schwer auf den Magen.

Foto: Martin Bernklau

Anna Loos kann nicht nur exzellent schauspielern, sie hat auch eine Schallplatte, „ganz traditionelles Vinyl“, eingespielt. Das Titellied „Das Leben ist schön“ sang sie zu Philipp Feldtkellers Gitarren-Begleitung im Duett mit Dieter Thomas Kuhn und erntete dafür den begeisterten Jubel des Publikums.

Die nächste Episode war auch ein leicht lächelnder Rückblick auf die Corona-Zeit, in der Lisa Federle auch mit ihrer vom Tübinger OB Boris Palmer mitgetragener Test-Strategie bundesweite Bekanntheit erlangte. Darin berichtet sie vom Kabarettisten Bernd Kohlhepp alias Herr Hämmerle, der in Panik, sich infiziert zu haben, von einer Marokko-Reise zurückgekehrt und so elend beieinander war, dass er die herbeigerufene Helferin fragte, ob sie „noch als Ärztin oder schon als Bestatterin“ gekommen sei. Doch der hypochondrische Komiker hatte keineswegs Corona. Und auch bei mehreren weiteren, teils ernsten Infektionen schlug der Test nicht an. Als er dann endlich einmal positiv ausfiel, hatte das Covid-Virus zumindest für diesen Patienten die schlimmsten Schrecken schon verloren. Er zeigte sich geradezu erleichtert. Und der Verlauf war dann milde.

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