Musik

„Kultur im Schloss“ – Klein und intim

Das Trio Opus 8 spielt bei der Kirchentellinsfurter „Kultur im Schloss“ Werke von Mozart, Beethoven und Mendelssohn

KIRCHENTELLINSFURT. Man staunt immer wieder, wie erfolgreich ländliche Gemeinden Kulturveranstaltungen durchführen. Zum Beispiel Kirchentellinsfurt: Hier sorgt alljährlich der Verein „Kultur im Schloss e.V.“ für ein Kulturprogramm, das (fast) alle anspricht, unterstützt durch Bürgermeister Bernd Haug, der es sich im vorliegenden Fall nicht nehmen lässt, Künstler und Gäste persönlich zu begrüßen.

Zwar ist der äußere Rahmen beengt, dafür umso stimmungsvoller, ja intim: der Rittersaal des Kirchentellinsfurter Schlosses mit seinem dekorativen Holzgebälk. Der wurde voll bis auf den letzten Platz, als am Sonntagabend erneut das Trio opus 8 gastierte, diesmal mit einem Konzert zum Neuen Jahr. Ganz ohne Strauß und Walzer, dafür mit hochkarätigen Klaviertrios von Mozart, Beethoven und Mendelssohn.

Das international renommierte Trio Opus 8 musiziert seit schier unglaublichen 38 Jahren in derselben Formation: Michael Hauber (Klavier), Eckard Fischer (Violine) und Mario de Secondi (Cello); beste Voraussetzungen also für ein quasi „blindes“, gleichsinniges Zusammenspiel.

Ganz unmittelbar konnten die Zuhörer in den warmen, natürlichen Klang eintauchen. Zunächst mit Wolfgang Amadeus Mozarts Trio C-Dur KV 548, das dieser noch als unterhaltsame begleitete Klaviersonate für kleine Zirkel komponiert hat. Präsent und spontan gingen die drei Musiker ans Werk und gestalteten es im organischen Fluss der Gedanken. Kraft- und klangvoll die Ecksätze, schlicht und kantabel das Mittelstück, spritzig und frisch das finale Allegro.

Ludwig van Beethoven hat das Klaviertrio weiterentwickelt: Dem Cello kommt eine eigenständige Rolle zu, und ab etwa 1808 gelangt die Kammermusik in den öffentlichen Konzertsaal. Aus dieser Zeit stammt sein Trio D-Dur op. 70 Nr. 1, dem das Ensemble eine ausgesprochen vitale Interpretation angedeihen ließ.

Starke Kontraste und scharfe Akzente prägen den Kopfsatz; der Largo-Satz, der später zu dem Untertitel „Geistertrio“ geführt hat, wirkt – bei hellem Licht und quasi hautnah – eher plastisch-direkt als geisterhaft. Dazu trägt auch das große Klangvolumen des Schimmel-Flügels bei, das hie und da die Balance der Instrumente verschiebt. Mit dem Presto-Finale lassen die Musiker dann ihre musikalischen Muskeln spielen, Beethovens Spiel mit den Hör-Erwartungen greifen sie gern und mit viel Spielwitz auf.

Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Trio c-Moll op. 66 haben sie für die zweite Programmhälfte ein äußerst anspruchs- und gehaltvolles Werk ausgewählt, das hörbar für den Konzertsaal gedacht ist. Die Dimensionen der vier Sätze sind fast sinfonisch, die komplexe Stimmführung fordert höchste Konzentration. Hier betonen die Triospieler die „romantische“ Seite mit sehnsüchtigen Kantilenen und leidenschaftlichen Steigerungen; im Mittelpunkt steht das virtuos gespielte Klavier. Auch hier hätte man sich mehr Zurückhaltung gegenüber den Streichern gewünscht, die durchaus etwas zu sagen haben.

Man erlebt mit Trio opus 8 und Mendelssohn extreme Gegensätze: glühende Leidenschaft, ein schwelgerisch-weiches Lied ohne Worte, einen Höllenritt der rasenden Figuren und im vierten Satz eine Mendelssohn’sche Spezialität: Er lässt beschwingte Tanzrhythmen in kantables Melos und dieses in den Choral „Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit“ münden; die kunstvolle Verbindung wird in nahtlosem Zusammenspiel und beeindruckender Klangfülle ausgestaltet.

Das jubelnde Publikum erklatscht sich zwei Zugaben: das Menuetto aus Beethovens op. 1 Nr. 3 einschließlich einer das Ohr für dessen Neuerungen öffnenden Einführung sowie die „Romanze“ aus Schumanns Phantasiestücken op. 88. Und man erfährt, dass das Trio sich wohl fühlt im K’furter Ambiente.

Foto: Susanne Eckstein

(später mehr)

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