Musik

Klosterkonzert – Spanische Saitenkunst

Das Gitarrenduo Helmut Rauscher & Till Veeh spielte beim Sommerkonzert in Bebenhausen

BEBENHAUSEN. Ein stimmungsvoller und gelungener Gitarrenabend: der Auftritt des Duos Helmut Rauscher & Till Veeh im Rahmen der Bebenhäuser Sommerkonzerte von Kulturreferat und Museumsgesellschaft im gut besuchten Sommerrefektorium des Klosters.

Das gotische Kreuzrippengewölbe im Sommerrefektorium der einstigen Zisterzienser-Abtei Bebenhausen.
Fotos: Susanne Eckstein

Was wären wir ohne die spanische Gitarre? Auf jeden Fall musikalisch ärmer. Zwar wurde die Gitarre gern als Begleitinstrument verwendet, es gab auch eine „klassische“ Gitarrenphase in Wien, aber erst im 20. Jahrhundert trat die Flamenco-geprägte spanische Gitarrenmusik ihren Siegeszug an. Teils in Form von Klavierstücken: Die waren oft der Gitarre abgelauscht und wurden später „ihrem“ Instrument zurückgegeben; eins davon war auch an diesem Abend zu hören (Albéniz).

Und was wären wir ohne „kulturelle Aneignung“? Etliche komponierende deutsche Gitarristen haben den spanischen Stil perfektioniert; gleich fünf Beispiele standen auf dem Programm, ohne dass die Komponisten – Siegfried Behrend, Jochen Jasner und Patrick Steinbach – in den gedruckten Portraits neben Villa-Lobos, Piazzolla, Reinhardt und Albéniz überhaupt erwähnt worden wären.

Helmut Rauscher und Till Veeh sei es gedankt, dass sie diese im Konzertleben Unbekannten ins rechte Licht gerückt haben. Sie spielen schon lange zusammen; beide studierten bei Mario Sicca in Stuttgart, Veeh selbst eine Zeitlang bei Rauscher. Nun sind sie seit langem gefragt als Dozenten und Interpreten im Land und darüber hinaus.

Till Veeh (links) und Helmut Rauscher. Foto: Susanne Eckstein

Ihr Programm wechselt zwischen Duo und Solo, die Nummern werden kurz und humorvoll auf Schwäbisch angesagt und einzeln lebhaft applaudiert – und dies zu Recht. Die beiden Gitarristen überzeugen nämlich sowohl durch nahtloses, gleichsinniges Zusammenspiel als auch durch eine auf sichere Technik gegründete, klangsensible Gestaltungskunst. Dabei können sie offenbar aus dem Vollen schöpfen, ihre Erfahrung zahlt sich aus.

Auch akustisch ist alles bestens: der Saitenklang breitet sich warm und detailtreu im Saal aus, gestützt durch eine diskret eingesetzte Verstärkeranlage. Mit viel Sorgfalt und Musikalität widmen sich die beiden Künstler den Werken: Melodielinien kommen klangschön zum Tragen, die vielschichtige bis knifflige Begleitung wird präzise gezupft, die Akkorde stilvoll geschlagen und angerissen, die Balance stimmt. Vitalität und Intensität prägt ihr Spiel, ruhiges, rhapsodisches Erzählen wechselt mit temperamentvollem Drive, ob solistisch oder im Duo.

Zwischen den spanisch inspirierten Duos stehen Originalwerke für Gitarre solo: Egberto Gismontis „Agua e Vinho“ in herber Klangsprache und dichter Atmosphäre sowie zwei der Préludes von Heitor Villa-Lobos, detailgenau und nuancenreich interpretiert durch Helmut Rauscher; ebenso später im Wechsel, jeweils gleich ausdrucksstark und sicher, die frei erzählte „Eterna Saudade“ des Brasilianers Dilermando Reis, die „Echoes of Spain“ von Django Reinhardt und die so virtuosen wie beliebten „Asturias“ von Isaac Albeniz.

Was man als Duo aus einem sehr schlichten Film-Klavierstück machen kann, bewiesen Rauscher und Veeh mit Tiersens „Comptine d’un autre été“ aus der „Wunderbaren Welt der Amélie“: Daraus entfalteten sie mittels dichter Saiten-Harmonie und lebhaften Rhythmen (und einem ungenannten Arrangeur?) geradezu orchestrale Klangpracht.

Den Schlusspunkt setzten die beiden mit Peter Hortons „Toccata“ und einem spielfreudigen „Tanguillo de Cadiz“ von Behrend. Ohne Zugabe kamen sie natürlich nicht davon, zweimal noch erfreuten sie das Publikum mit ihrer klangvollen Saitenkunst.

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