Kino

King’s Land – Der nordische Held

Im Tübinger Kino Museum läuft „King’s Land“ mit Mads Mikkelsen an, eine späte dänische Antwort auf den Western

TÜBINGEN. Weltweites Aufsehen hat der dänische Film zuletzt vor einem Vierteljahrhundert mit der „Dogma 95“-Bewegung um Lars von Trier und Thomas Vinterberg erregt. Jetzt strebt Nikolaj Arcels Historiendrama „King’s Land“ mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle wieder in die Schlagzeilen der Kinowelt, dessen Originaltitel „Bastarden“ heißt. Der Film nach einem Erfolgsroman von Ida Jessen spielt Mitte des 18. Jahrhunderts, könnte aber als eine Art Zwitter aus Mittelalter-Saga und Western mit ein bisschen Kohlhaas-Touch durchgehen.

Es geht um Ludvig Kahlen, einen illegitimen Adelsspross, der sich als Söldner in der preußischen Armee binnen 25 Jahren zum Hauptmann hochgedient hat und von seiner Pension jetzt nichts weniger will, als für seinen dänischen König Frederik V. die unfruchtbare Ödnis der Jütländischen Heide für Kartoffelanbau urbar machen, „kolonisieren“. Dabei steht ihm der dekadente adelige Trunkenbold und Menschenschinder Frederik de Schinkel (Simon Bennebjerg) im Weg, der nicht nur das Land beherrscht und beansprucht, sondern auch die leibeigene Bauernschaft zum arbeiten und die Mägde zum missbrauchen.

Dem einsamen Helden gegen Adelswillkür und höfische Burokratie, ein bisschen auch gegen die marodierenden Gesetzlosen der Wälder, wachsen weibliche Verbündete zu: die mit ihrem Mann Johannes aus der Knechtschaft entflohene Ann Barbara, die nach dessen grausamer Ermordung die Geliebte des Helden wird, und Edel Helene (Kristine Kujath Thorp), die als Gattin vorgesehene Cousine des wüsten Adelsmanns, die den stoischen Lonely Rider Ludvig bewundert und begehrt. Hinzu kommt das versklavte Zigeunermädchen Anmai Mus (Melina Hagberg), das beide von den Gesetzlosen loseisen und an Tochter statt zu sich nehmen – was ein wenig in anti-rassistischen Kitsch kippt.

Mads Mikkelsen als Ludvig (von) Kahlen. Fotos:Verleih

Der übersichtliche Plot mit seinen klar und doch arg schlicht gezeichneten Charakteren und Konflikten hat viel vom längst verblassten Genre des Westerns, auch wenn das Ambiente tapferer Siedler und wehrhafter Revolver-Mannen an diese einsame nordische Heide-Prärie angepasst ist, die sich dort in Jütland wohl fand. Mads Mikkelsens intensives Spiel wurde schon gerühmt von Kritikern, ist aber angesichts der schmalspurigen Eindimensionalität des Charakters nicht unbedingt eine historische Glanzleistung der Filmgeschichte, sondern eher vergleichbar mit dem Charisma von Heldendarstellern wie John Wayne, Charles Bronson oder Gary Cooper.

Nächtliche Brandrodung auf Jütland unfruchtbarer Heide.

Zwar gelingt es dem Film und seinem Regisseur Nikolaj Arcels mühelos, dieser historischen Welt eine Aura von stiller Größe, archaischer Kargheit, etwas nächtlichem Feuerzauber beim Abbrennen der Felder, von Frost und reichlich Grausamkeit (etwa beim zu Tode Foltern des eingefangenen Leibeigenen oder beim Abschlachten von Tieren) zu geben. Doch solche scheinbare Authentizität wird konterkariert durch eine Darstellung der Figuren, die entweder zum Klischee überzeichnet sind, oder bis in die Sprache hinein („flachlegen“) als ganz modern anmutende Charaktere daherkommen.

Kleinere Preise von der Oscar-Nominierung abwärts hat des Epos schon eingeheimst. Es wird auch sein (für Mythisches und Mystisches) dankbares Publikum finden. Aber als gewichtiger dänischer Beitrag zur Kinogeschichte wie die Dogma-Filme wird „King’s Land“ oder „Bastarden“ doch wohl eher marginal bleiben. (FSK ab 16)

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