Musik

Festsaal – Flötentöne, Harfenzauber

Harfenistin Elena Maria Gaia Castini und Giuseppe Nova (Flöte) geben ein Adventskonzert im Tübinger Uni-Festsaal

TÜBINGEN. Als Adventskonzert am 9. Dezember boten die Tübinger Veranstalter Museum und Universität im Festsaal der Neuen Aula einen Duo-Auftritt zweier italienischer Solisten: Giuseppe Nova (Flöte) und Elena Maria Gaia Castini (Harfe).

Giuseppe Nova (Flöte) und Elena Maria Gaia Castini (Harfe). Foto: Susanne Eckstein

Eigentlich bilden diese Instrumente ein Traumpaar: Wenn Engel musizieren, spielen sie auf Flöte und Harfe, zumindest in der bildenden Kunst. Aber die musikalische Realität ist eine andere. Während die Harfe mit ihrem intimen Zauberklang es nur selten auf die Podien der (für sie zu groß dimensionierten) Konzertsäle schafft und von den Komponisten aufgrund ihrer Vergangenheit als Volks- und Straßeninstrument vielfach diskriminiert wurde, trat die Querflöte ab etwa 1850 in Böhms Neukonstruktion einen Siegeszug an; ihr Ton wurde ausgeglichen und stark, als Begleitinstrument passt das Klavier.

Im Duo Böhmflöte/Harfe ist das Ungleichgewicht also schon „eingebaut“. Verstärkt wird es, wenn die Flöte von einem Routinier alter Schule wie Giuseppe Nova gespielt wird und die Harfe von einer sensiblen jungen Künstlerin wie Elena Maria Gaia Castini, die in diesem Fall fast ausschließlich die dezente Begleitrolle zu spielen hatte. Erschwerend kam hinzu, dass die verwendeten Bearbeitungen die Disbalance nicht ausglichen; das Bassregister der Harfe wurde kaum genutzt.

Abgesehen davon war bei dem mittelmäßig besuchten Adventskonzert eine bunte Folge attraktiver Stücke zu hören, beginnend mit Corellis ursprünglich für Geige komponierten barocken „Follia“-Variationen, ausgeführt als Fest flötistischer Virtuosität, gefolgt von Mozarts Andante in C, das Giuseppe Nova hier zuletzt im Juli (besser) gespielt hat, gefolgt von einer Donizetti-Sonate, die sich als vokale Belcanto-Arie mit flottem Kehraus erwies.

Giuseppe Nova. Foto: Susanne Eckstein

Zur träumerischen Stimmungswelt von Gabriel Faurés „Berceuse“ und „Sicilienne“ fand der Flötist nicht den rechten Zugang (vielleicht lag’s am hell beleuchteten Ambiente?); seinem robust-virtuosen Zugriff entsprach eher der gefällige Dreiteiler aus Nocturne, Tyrolienne und Rondoletto von Naderman und Tulou, einem Harfenisten respektive Flötisten des 19. Jahrhunderts in Frankreich.

Die sensible Harfenistin Elena Maria Gaia Castini. Foto: Susanne Eckstein

Nach der Pause erhielt Elena Maria Gaia Castini Gelegenheit, ihr Können im Solo zu zeigen. Dafür wählte sie ein modernes Originalwerk: „Around the Clock“ von Pearl Chertok, einer US-Harfenistin und Komponistin des 20. Jahrhunderts. Hier sieht bzw. hört man die leicht jazzende Harfe beim Shoppen, am Schminktisch, beim Tanz und am Morgen danach (was man nur aus dem Internet, nicht jedoch aus dem Programmheft erfährt). All die Farben, Texturen und avancierten Spielweisen waren im Saal leider nur ansatzweise wahrnehmbar.

Der zweite Teil des Abends entsprach mit Stücken von Ravel, Ibert (einer Originalkomposition für Flöte und Harfe) und Bizet dem ersten Teil, beeindruckend virtuos und sauber geblasen mit einer starken, schönen Tiefe, doch weitgehend ohne Ausdruck und klangschön-dezent begleitet.

Wie oft Giuseppe Nova all diese Stücke wohl schon gespielt hat? Zuverlässig wie ein Uhrwerk perlen Melodien, Läufe, Figurationen; das in der französischen Flötistenschule geforderte Ebenmaß des Klangs verwirklicht er in weitestgehender Konsequenz; gestalterische Abwechslung erfolgt nur sporadisch in Form dynamischer Schattierung. Das Publikum applaudiert anerkennend; zwei Zugaben beschließen den Abend.

Viel Applaus für das kammermusikalische Duo, zwei Zugaben. Foto: Susanne Eckstein

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