Bühne

Zimmertheater schließt die Presse aus

In eigener Sache: Das „Institut für theatrale Zukunftsforschung“ (Zimmertheater) verweigert Cul-tu-re.de erneut die kritische Berichterstattung

TÜBINGEN. Es ist das vierte Mal (!) in der laufenden Saison, dass die Verantwortlichen des Tübinger Zimmertheaters dem Kritiker von Cul-tu-re.de eine Pressekarte verweigern. Schon für die Premiere der „Sparmaßnahme“ – wie zuvor für das „Muttertier“ und den „Kalten Hund“ – beschied man die eine Woche vor dem Termin per E-Mail eingesandte Bitte abschlägig: Man sei „ausverkauft“. Die entsprechende Anfrage für die zweite Vorstellung (am heutigen Samstag), mit einer höflich vorgetragenen Beschwerde über dieses beispiellose Gebaren wurde überhaupt nicht mehr beantwortet. Zwanzig Minuten vor Beginn der Vorstellung gab es an der Abendkasse in der Bursagasse den Bescheid durch Dramaturgin und Autorin Corinna Huber: „Leider ausverkauft, nichts zu machen.“

Die Bürgermeisterin Dr. Gundula Schäfer-Vogel, im Rathaus neben dem Sozialen auch für die Kultur zuständig, hatte Cul-tu-re.de zugesagt, die Angelegenheit mit der Intendanz, dem aus Protest gegen die Kürzungspläne der Stadt scheidenden Peer Mia Ripberger, zu klären – was offenkundig nicht einmal für die verspätete Ersatz-Vorstellung statt der Premiere gelang.

Als Non-Profit-Start-up ist Cul-tu-re.de deshalb besonders auf den Besuch der Premieren angewiesen, weil es gegenüber den etablierten Print-Medien den Vorteil ins Feld führen kann, mit der Kritik am frühen nächsten Morgen der geschätzten Konkurrenz um mindestens einen Tag, bei Freitagsvorstellungen gar um 48 volle Stunden voraus zu sein. Die Cul-tu-re.de-Leser (oder User), aber auch viele Künstler aller Sparten wissen das – neben den üblichen Links auf die Websites der oft freischaffenden Kulturisten – sehr zu schätzen.

In der freundlichen Beschwerde-Mail an den (ebenfalls scheidenden) zuständigen Kaufmännischen Leiter Roman Pertl stand zu lesen: „Wenn Sie die unfassbar guten Klickzahlen von Cul-tu-re.de kennten, würden Sie vermutlich partnerschaftlicher mit mir zusammenarbeiten – trotz dieser spürbaren Abneigung, ob persönlich oder vielleicht gegen meine ‚kritischen Kritiken‘, die nie (!) verletzende ‚Verrisse‘ sind. Natürlich habe ich auch registriert, dass Sie mich in Ihrem Pressespiegel nicht mehr berücksichtigen, nicht zu reden vom geforderten Vorlegen meines Presseausweises. Auch kein feiner Zug. Wenn Sie meinen, gerade im Existenzkampf könnten Sie nur Jubler (…) brauchen (…), so irren Sie ganz sicher (…) Mit unverdrossen freundlichen Grüßen.“ Bei den vorangegangenen Bitten waren es wegen des Existenzkampfes sogar „Solidarische Grüße“.

2 Comments

2 Comments

  1. Roman Pertl

    02.04.2025 11:22 at 11:22

    Lieber Herr Bernklau,
    Sie haben ja meine Antwort und Entschuldigung noch am Abend der Vorstellung erhalten und lassen diese natürlich für den Empörungseffekt hier weg. Dass Sie sich unfair behandelt fühlen und stark verletzt sind, dass Sie im Pressespiegel nicht erwähnt werden, nehme ich zur Kenntnis. Ich frage mich natürlich, welchen Pressespiegel Sie meinen könnten, da wir keinen allumfänglichen Pressespiegel herausgeben.
    Das „die Presse“ im Tübinger Zimmertheater ausgeschlossen würde, ist schlicht eine falsche Tatsachenbehauptung. Vielleicht überdenken Sie die Formulierung nochmal.

    Unverständlich ist mir weiterhin, warum Sie Termine, die seit dem letzten Jahr (!) veröffentlicht sind, erst kurz vorher anfragen und sich dann darüber aufregen, dass es keine Karten gibt. Wenn Sie doch so sehr das Nutzungsversprechen einer frühen Berichterstattung geben, sollten Sie sich auch rechtzeitig um eine Pressekarte kümmern, die Sie ja auf Anfrage immer bekommen.
    Übrigens wieder mal eine sachliche Korrektur (wie bei jedem Ihrer Artikel bisher leider nötig – auch wenn ich mittlerweile aufgegeben habe, Sie zu korrigieren): Ich bin nicht Geschäftsführer, die Bürgermeisterin Dr. Schäfer-Vogel ist nicht Erste Bürgermeisterin.

    Mein Vorschlag: Ein Spaziergang an der frischen Luft hilft für einen klaren Kopf.

  2. Erika Arnet-Hoefer

    30.03.2025 00:56 at 00:56

    Ich komm grad aus einem Konzert in Nürtingen und spiele noch bisschen am Handy rum uns sehe da Ihre Beschreibung eines unglaublich ‚unschönen‘ Geschehen, das nicht zum 1.x Sie extrem nervte? ärgerte? verletzte? wütend machte?….ist mit völlig unvorstellbar, w a s da abläuft und das, obwohl Sie ja im Grunde quasi kostenlose,aber sehr kompetente und vor allem wirkungsvolle Werbung’da machen!
    Stresst ungemein stell ich mir vor…
    Halten Sie -wenn’s irgend geht den ‚Sch…‘ so gelassen wie möglich durch!
    Gute Nerven und alles Liebe E A-H

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