Musik

Metzingen – Barock ins neue Jahr

In der Martinskirche gab es ein gut besuchtes Neujahrskonzert mit geistlicher Musik

METZINGEN. Zu einem ungewöhnlichen, doch relativ gut besuchten Neujahrskonzert mit geistlicher Barockmusik lud der Veranstaltungsring Metzingen am Samstagabend in die Martinskirche. Es musizierten die Reutlinger Sopranistin Susan Eitrich und Instrumentalisten aus der Region: an Sopran- und Altblockflöte Angela Schmauder, die unter anderem am Metzinger Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Musik unterrichtet, die in Tübingen geborene und in Karlsruhe lebende Gambistin Franziska Finckh sowie Bezirkskantor und Veranstaltungsring-Leiter Stephen Blaich am Cembalo.

Sie musizierten als unbenanntes, doch bemerkenswert gut harmonierendes Ensemble ein abwechslungsreiches Programm „alter“ Musik aus der Zeit des Frühbarock, das gerahmt wurde von zwei geistlichen Kantaten von Georg Philipp Telemann aus dessen „Harmonischem Gottesdienst“.

Flötistin Angela Schmauder mit Franziska Finckh (auch unten) an der siebensaitigen Gambe.
Fotos: Susanne Eckstein

Zunächst die Kantate „Hemmet den Eifer, verbannet die Rache“, komponiert um 1726 für den 4. Sonntag nach dem Erscheinungsfest für Sopran, Blockflöte und Basso continuo. Darin geht es in zwei Arien und einem dazwischen stehenden, langen Rezitativ um das Gebot der Nächstenliebe, das dem Hörer in blumigen Worten und brillantem Konzertieren nahegebracht wird. Der schlanke Ton und die perlenden Läufe von Angela Schmauders Altblockflöte verbanden sich mit Susan Eitrichs sicher geführter ausgeglichener Sopranstimme zu lebendiger musikalischer Glaubensfreude.

Ihr folgten zwei Solo-Instrumentalstücke: die Sonate in e „La Barnabea“ von Giovanni Antonio Mealli und Johann Jakob Frobergers Partita I aus dessen „zweitem Buch“ für Tasteninstrumente. Hell und lupenrein das flinke Spiel auf der Sopran-Blockflöte, abwechslungsreich die Figurationen der ineinander übergehenden Abschnitte, ausgewogen das Zusammenspiel mit Stephen Blaich am Cembalo.

Dieser stellte danach die dreisätzige Froberger-Partita vor. Jedem Satz verlieh er einen eigenen Klangcharakter: der Allemande würdige Klangfülle, der Courante (mittels Manualkoppel) silbrigen Reichtum und der Sarabande Transparenz für die reichen Auszierungen.

Im Zentrum des Abends stand die Solo-Motette „Jesu nostra redemptio“ des Stuttgarter Hofkapellmeisters Samuel Capricornus für Sopran, Gambe und Basso continuo. Im Wechsel zwischen instrumentalen und vokalen Abschnitten erklingt hier eine Andacht in bewegten Tönen, ausgewogen in Bewegung und Ruhe, eher rezitativisch als arios. Nicht nur die Sopranistin, auch die Gambistin überzeugte durch eine sprechende Gestaltung; hier wurde das Ideal der Klangrede in unaufdringlicher, doch stil- und kunstvoller Weise verwirklicht.

Dies galt auch für die drei Sätze aus der Suite a-Moll für Viola da gamba solo des Herrn Demachy (de Machy), über den man weiß, dass er die Gambe als Harmonie-Instrument sah und Interessierte zu sich einlud, um die wahre Art des Gambenspiels zu hören. Franziska Finckh praktiziert sie ebenfalls: Mit sicherer Hand führte sie das selten live zu hörende siebensaitige Instrument und die fast meditativen Sätze vor, die zwar noch die Tanz-Bezeichnungen tragen, aber als absolute Musik gehört werden wollen.

Eine ansprechende Abrundung erfuhr das Konzert durch den Rückgriff auf eine weitere Telemann-Kantate aus dessen „Harmonischem Gottesdienst“ in derselben Besetzung wie zu Beginn. Hier hat der Komponist das Bild von „der Perlen Silberschein“ (den reichen Gaben Gottes) in einer Koloratur-Arie und einem Duett von Sopran und Blockflöte eingefangen, deren Schönheit durchaus manchen Bach’schen Arien gleichkommt. Andächtige Klangrede und virtuoses Duettieren verbanden sich in überzeugender Weise, anhaltender Applaus dankte für ein gelungenes Kirchenkonzert. Als Dreingabe wiederholte das Ensemble eine Telemann-Arie.

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