Sophie Eglin und Rino Hosennen begeistern am Melchinger Lindenhof mit ihrer Miniatur „What is Love?“
MELCHINGEN. Die Beziehung kriselt. Sie zweifelt an ihrem Körper, will mehr und Neues vielleicht. Ihre Zornesfalte. Er will Sicherheit, will sich öffnen, reden können, nicht nur in Wut. Sophie Eglin und Rino Hosennen haben das Stück an der Zürcher Schauspielschule als gemeinsame Abschlussperformance erarbeitet. „What is Love?“ hatte am Donnerstag am Melchinger Lindenhof Premiere, gestern seine ganz gut besuchte zweite Vorstellung.

Nur ein Klavier steht auf der Studiobühne. Das Duo geht gleich mit dem Publikum in Kontakt, fragt nach Angst, nach Vertrauen. Beide tragen Schwimmflügel um die Oberarme. Wortspiele um „Beziehung“. Muss man sie vom Ende her denken? Von der Furcht vor dem Verlassenwerden. Alles ganz normal: Kennengelernt haben sie sich auf einer Party. „Lass uns unsere eigene Welt bauen! Lieben!“ Jetzt ist Inventur. Wie können sie sich gegenseitig in ihr System einbauen?
Es ist berührend, wie sie an sich selbst und an der Liebe des jeweils anderen zweifeln, um sie ringen und bitten. Wie sie sich dem Urteil der Anderen, der Außenwelt ausgesetzt sehen. Sie machen das Spiel ums Fallenlassen und Auffangen. Irgendwann nimmt er sie huckepack und tobt euphorisch über die Bühne. Es ist rührend, wie sie sich sagen, was sie am anderen mögen, schätzen, brauchen, lieben.

Der Text, zuweilen von Klavierakkorden unterlegt, ist von ausgesuchter Gewöhnlichkeit, fast Banalität. Doch genau das ist es, weshalb sich viele der Paare – jeden Alters – im Publikum immer wieder anschauen. Und dieses Normale, allen Geläufige und Bekannte erfährt durch starkes Schauspiel in kleinen Szenen, Gesten und Bewegungen, durch Dialoge in geschulter Sprache eine Überhöhung zur Kunst, zur Bühnenkunst, ins Gültige.
Das Finale dieser dichten Stunde leiten Sophie Eglin und Rino Hosennen damit ein, dass sie sich gegenseitig die Schwimmflügel abnehmen und in die Zuschauer werfen wie Brautsträuße. Dann wird ein großes Kinderplantschbecken herbeigeschafft, in blaues Licht getaucht und gemeinsam mit Wasser aus Eimern und Gießkannen gefüllt. Dann entledigen sie sich ihrer Kleider, fassen sich an den Händen und springen hinein ins Wasser, ins Leben.

Jubelnder Beifall brach los, stehende Ovationen, die das Paar – inzwischen in weißen Bademänteln, Nacktheit ist nie Selbstzweck – strahlend entgegennahm.
