Kunst

Cartoon – Da lachen ja die Hühner

Das Neue Kunstmuseum Tübingen macht weiter, wo es mit Udo aufgehört hat – mit dem großen Cartoonisten Peter Gaymann: „Lachen in verrückten Zeiten“

TÜBINGEN. Wieder ein volles Haus für den neuen Kunsttempel im Industriegebiet. Am Donnerstagabend war im Unteren Wert Vernissage für einen, der mehr ist als ein Karikaturist, mehr als ein Cartoonist. Der zeichnende Humorist Peter Gaymann (Signatur: P.GAY) feierte in Bernhard Feils Neuem Kunstmuseum Tübingen den 75. Geburtstag und sein 50-jähriges Berufsjubiläum – öffentlich und im Kreise seiner Hühner.

Peter Gaymann begrüßt seine Gäste im „Huhniversum“. Fotos: Martin Bernklau

Denn seit er anno 1984 mit den „Huhnstagen“ einen ersten großen Bucherfolg feiern konnte, ist dieses „Huhniversum“ sein Markenzeichen geworden. Aber auch wenn er weniger dazu neigt, mit spitzem Stift die Politiker zur Kenntlichkeit zu verzerren, ist er immer auch politisch gewesen und geblieben . Und tierisch lustig sowieso. Zwar sucht Gaymann nach eigener Aussage die Pointe nicht, aber er findet sie in seinen sorgsamen, oft penibel colorierten Zeichnungen doch oft genug – und auf der bildlich und bildhaft gestalteten Ebene genauso wie im Sprach- und Wortwitz, der Doppeldeutigkeit und dem Absurden. Auf einer fast altmeisterlich filigranen Vedoute von Tübingen steuern Hühner die Stocherkähne.

In Freiburg geboren, studierte Gaymann an der Katholischen Fachhochschule zunächst Sozialpädagogik. Ein erstes Buch, inzwischen sind es weit über hundert, dann „Gaymanns tierische Blätter“ für die Badische Zeitung, entscheiden die Berufswahl bald. Den Durchbruch brachte die Zusammenarbeit mit der Frauenzeitschrift Brigitte („Paar Probleme“) von 1990 an.

Da hatte er der Fan von Fellini und der Ilalienità, von Neugier, Fernweh und Reiselust schon für Jahre in Rom, dann für zwei Jahrzehnte in Köln gelebt und gearbeitet und war Vater geworden. Mit den Kollegen Janosch, F.K. Waechter, Robert Gernhardt und dem großen elsässischen Vorbild Tomi Ungerer pflegte er regen Austausch, später mit Eckart von Hirschhausen oder dem Spitzenkoch Franz Keller. Das Soziale, auch die bedrohte Natur und Landschaft, verlor er neben dem Allzumenschlichen und dem tierischen Federvieh nie aus dem Blick. Seit acht Jahren wohnt Peter Gaymann im oberbayerischen Umland des Starnberger Sees in einem ehemaligen Dorfgasthaus. Im Obergeschoss der Ausstellung erlaubt ein perspektivisches Großfoto den Blick in die Werkstatt, sein Atelier.

Der Autor und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger, als Stand-Up-Comedian ein Mann vom Fach, moderierte das Programm der Eröffnung, das die A-cappella-Formation XANG nach ein paar explosiven Tonproblemen musikalisch begleitete. Den Abschluss vor einem ersten Rundgang bildete ein „Freestyle Rap Schwerdtfeger samt Zeichnung mit Peter Gaymann.

In der ersten Reihe: OB Boris Palmer, Peter Gaymann (mit Mütze), Hausherr Bernhard Feil (mit Manschette), dahinter Lisa Federle. Fotos: Martin Bernklau

Info: Wen Schwermut plagt, der sollte sich einen Besuch im Neuen Kunstmuseum (NKT)in der Tübinger Schaffhausenstraße 123, gönnen. Es wird helfen. Die Peter-Gaymann-Ausstellung „Lachen in verrückten Zeiten“ ist vom heutigen Freitag an bis zum 3. August 2025, jeweils von Di bis So, 10 bis 18 Uhr geöffnet.

(später mehr)

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