Bernhard Feil eröffnet in Tübingen eine umfassende Werkschau des New Yorker Hauskünstlers James Rizzi
TÜBINGEN. James Rizzis großes Herz hatte schon Ende 2011 in seinem Studio in Manhattans Szenequartier SoHo aufgehört zu schlagen. Dieses kleine Atelier, eine Art Begegnungsstätte der New Yorker Kunstszene über die Pop Art hinaus, ist jetzt im Neuen Kunstmuseum Tübingen auf Dauer wiederaufgebaut worden. Am Samstagabend, zum 75. Geburtstag, eröffnete Hausherr Bernhard Feil, dessen Galerie Art 28 über Rizzis Nachlass verfügt, gleichzeitig eine umfassende Werkschau des schon zu Lebzeiten – nicht zuletzt für seine unverwechselbar lebensfrohen Wimmelbilder – weltweit populären US-Künstlers.
Als Ehrengast war Roberta Essex, „Chickie“, die Schwester von James Rizzi, aus Amerika gekommen. Wie einst der Künstler eng mit der Unicef verbunden, hatte sich auch die mainfränkische Unternehmerin, Philanthropin, CSU-Politikerin und einstige Miss Germany Dagmar Wöhrl im Industriegebiet Unterer Wert eingefunden. RTL-Journalist Wolfram Kons, auch er ein engagierter Charity-Mann, moderierte die Vernissage. Musik machte die Jazz- und Soulsängerin Eva Leticia Padilla, eine New Yorkerin, die in Deutschland lebt. An der Gitarre begleitete sie Danny Martinez Labana.
James Rizzi (1950 bis 2011), als Sohn italienischer und irischer Eltern in Brooklyn aufgewachsen, war der New Yorker schlechthin. Er verstand seine Kunst als Begegnung. Die Häuser und Menschen, die Tiere, vor allem seine „Rizzi-Birds“, die Symbole und Wahrzeichen der Stadt, die Gesichter und Geschichten, das Lachen und Weinen der Menschen, die Szenen und der Straßenlärm, die Autos und Schiffe wurden ihm zu den Objekten seines Schaffens, das die Details und die fröhliche Buntheit des Lebens liebte.
Schon früh fand er in seiner 3D-Grafik und der Magnet-Methode Techniken, womit er das ausdrücken konnte. Es machte ihn bald berühmt. Ihm gelang, was nur wenigen Künstlern glückt: ein unverwechselbarer Stil, die unverkennbare, unnachahmliche Handschrift. Einen Rizzi erkennt jeder sofort, „mit geschlossenen Augen“. Das gilt auch für die farblosen Arbeiten, für die Zeichnungen und Studien, die sofort sein immenses Talent erkennen lassen.
Das comichaft Schlichte der Figuren, die in schwarzen Konturlinien gefasst sind, die bunte Leuchtkraft fröhlich klarer Farben haben etwas kindlich Naives und wirken dabei natürlich höchst dekorativ. Zuweilen, wie bei dem vielfach verwendeten Herz-Motiv, streift das ans Gefühlige, kommt für strengere Kritikeraugen womöglich gar dem Kitsch nahe. Ein Vorhalt, dem sich auch andere Pop-Artisten ausgesetzt sahen.
James Rizzi hat seine Heimatstadt nur für die vier Jahre Kunststudium in Florida verlassen. Aber er reiste schon auch gern. Die Arbeiten mit Deutschlandbezug („Nuremberg“) sind natürlich besonders interessant. Oder auch das spöttisch humorige „Sunday Morning with our Bild am Sonntag“, ein Acrylgemälde.
Info: Die Ausstellung „James Rizzi – Home away from home“ im Neuen Kunstmuseum Tübingen, Schaffhausenstraße 123, ist bis zum 1. Februar 2026 zu sehen. Geöffnet ist sie (außer an den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel) von Mo bis So von 10 bis 18 Uhr.