Mozart-Gala mit dem Sinfonieorchester des Nationaltheaters Prag und Solisten im Festsaal der Neuen Aula
TÜBINGEN. Tübingen besitzt keinen Konzertsaal für groß besetzte Sinfonik. Das Kulturreferat der Universität und die Museumsgesellschaft machen das Beste daraus und passen ihre Konzertreihe der Raumsituation an. Auch die „Mozart-Gala“ am Dienstagabend im Festsaal der Neuen Aula überzeugte mit einer zwar klein besetzten, doch gelungenen Aufführung.
Gudni A. Emilsson hat erneut seine Kontakte genutzt, um dem Publikum hochwertige Orchestermusik zu bieten. Diesmal wieder die zum Sinfonieorchester des Nationaltheaters Prag; die Leitung übernahm Giancarlo de Lorenzo, die Solopartien der Tübinger Geiger Peter Weimar und Kristina Fialová, eine international erfolgreiche Bratscherin; sie war erstmals in Tübingen zu Gast.
Fotos: Susanne Eckstein
Die Orchesterwerke von Wolfgang Amadeus Mozart eignen sich besonders gut für die Tübinger Verhältnisse: Die zu seiner Zeit noch relativ kleine Besetzung passt bestens auf die Festsaal-Bühne und in die Raumakustik; auch das sehr zahlreich erschienene Publikum freute sich über ein Wiederhören.
Etwa mit der Ouvertüre zu der Oper „Cosí fan tutte“. Die Opernhandlung mit Verkleidung und Partnertausch spiegelt sich in farbigen Kontrasten; tonschöne Holzbläser-Soli und gefühlvolle Vorhalte wechseln mit satten Akkorden, Giancarlo de Lorenzo treibt mit knapper Gestik das Geschehen schwungvoll voran.
Seriöser, doch ebenfalls unterhaltsam geht es in der Sinfonia Concertante Es-Dur für Violine, Viola und Orchester zur Sache. Hier finden sich Peter Weimar und Kristina Fialová in lebhaftem, gleichberechtigtem Wechselspiel zusammen. Im kantablen Andante kommt der runde, edle Ton von Fialovás Bratsche besonders zur Geltung: Man horcht unwillkürlich auf, sobald sie den Bogen ansetzt; der Satz wirkt schwelgerisch wie ein Opernduett. Nach dem leidenschaftlichen Presto-Finalsatz applaudiert nicht nur das Publikum, sondern auch das Orchester; die beiden Solisten bedanken sich mit einem Duo (Prélude) von Dmitri Schostakowitsch.
Der zweite Teil des Abends wird eingeleitet durch die Ouvertüre zur Mozart-Oper „La clemenza di Tito“, komponiert zur Krönung Kaiser Leopolds II. als König von Böhmen 1791 in Prag – angeblich in 19 Tagen. Mozarts so geniale wie eingängige Musik wird hier unter klarem, energischem Zugriff in warmen Klang umgesetzt.
Noch schneller musste Mozart arbeiten, als er innerhalb weniger Tage 1783 in Linz die später als „Linzer“ bezeichnete Sinfonie Nr. 36 C-Dur komponierte. Dass sie von einem Adligen in Auftrag gegeben wurde, hört man am heroischen Duktus und an der Verwendung von Pauken und Trompeten (sogar im langsamen Satz).
Giancarlo de Lorenzo und das Sinfonieorchester des Nationaltheaters Prag widmen sich ihr mit spielerischer Leichtigkeit; der erfahrene Dirigent versteht sich offenbar gut mit dem Orchester – und beide verstehen und lieben offenbar Mozart. Zwar könnten sie die Details der variierten Wiederholungen deutlicher herausarbeiten, aber insgesamt überzeugen sie mit einer natürlichen, beinah spontanen Darbietung, getragen von einer bis zum Schluss durchgehaltenen Spannung. Zur Freude des herzlich applaudierenden (und am Ende jubelnden) Publikums lassen sie in der „Figaro“-Ouvertüre als Dreingabe ihrer Spielfreude nochmals die Zügel schießen.