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Klavier-Event – Für einen neuen Saal

Zum Spendenkonzert „Accelerare“ für einen neuen Tübinger Konzertsaal fanden sich an der Westspitze 14 Pianisten zusammen

TÜBINGEN. Tübingen braucht einen Konzertsaal. Das Anliegen hat einen Verein zusammengeführt und am Sonntagabend im Saal der Westspitze (der nicht die ersehnte Größe hat) zu einem Klavier-Event ganz anderer Art inspiriert, bei dem sich die klassische und die jazzige Szene ein umjubeltes Stelldichein an zwei Flügeln gaben – und vorab die Hälfte der Kartenwünsche abgewiesen werden musste. Duo-Pianist Andreas Grau und Hausherr Johannes Freyer waren die treibenden Kräfte beim Spendenkonzert „Accelerare“, was Beschleunigen bedeutet.

Andreas Grau spielt zum Einstieg John Cage Foto: Martin Bernklau

Nicht weniger als 14 Pianisten hatten sich da zusammengefunden und drängten sich am Schluss in freundschaftlichem Einvernehmen zu sechst bei zwei Stücken von Leonard Bernstein zu zwölf Händen an den Tastaturen der beiden Flügel.

Andreas Grau begann einhändig mit einer Kantilene namens „Dream“, die den Musikdenker John Cage als durchaus gefälligen Melodiker zeigt. Mit Mozarts Fanasie d-Moll machte Maya Murakami weiter, sehr pointiert, nicht ganz so zärtlich verspielt, wie man das Standardstück sonst meist hört. Es folgte Patrick Bebelaar mit einer Jazz-Improvisation, der Vibraphonist Dizzy Krisch und Martin Trostel eine weitere folgen ließen, nachdem Igor Strawinsky mit „Drei leichten Stücken“ zu hören war, die Johannes Freyer und Hendrik von Wrochem unter dem Label „dreihändig“ so spielten, dass sie tatsächlich leicht klangen, was sie keineswegs sind.

Schön, wie man den unverwechsellbaren Trompetenton von Miles Davis aufs Klavier übertrug, mit aufsteigender Händezahl Ungarische Tänze von Johannes Brahms (Jean-Christophe Schwerteck und Sachi Nagaki) oder die Miniatur „Frontispice“ von Maurice Ravel klingen ließ (Maya Murakami, Nick Hodges, Lukas Keck)..

Die 14 Pianisten und Akteure lassen sich lang bejubeln. Foto: Martin Bernklau

Sehr originell war auch die Bach-Bearbeitung „Durch Adams Fall“ von György Kurtag, bei der Andreas Grau, Johannes Freyer und Stiftskirchenkantor Ingo Bredenbach, seit jeher eine der treibendsten Kräfte für den Neubau eines Konzertsaals, mittlerweile bei sechs Händen angekommen waren.

Auch am Klavier: Dizzy Krisch, als Jazzer und Vibraphonist eine weit über Tübingen strahlende Institution.

Zu den sechs Händen bei Rachmaninows „Valse et Romance“ gehörten auch die von Prof. Ingo Autenrieth, der inzwischen als Arzt in Heidelberg lehrt und praktiziert und sich die Teilnahme nicht nehmen ließ. Cecile Chaminade mit „Les noces d’Argent“ und Bedrich Smetana sowie Steffen Schleiermacher gehörten noch zu den Komponisten, Johannes Fiedler, Demian Martin und Martin Trostel zu den Interpreten, bevor das große Finale mit den beiden Stücken „Tonight I und II“ von Leonard Bernstein stieg, an denen nicht weniger als zwölf Hände an den zwei Flügeln beteiligt waren.

Klar,dass alle einzelnen Stücke mit reichlich Applaus bedacht wurden und sich am Ende alle vierzehn Musiker lange umjubeln lassen konnten.

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