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„Der Vierer“ – Jugendfreier Gruppensex

In den Tübinger und Reutlinger Kinos läuft Iván Sainz-Pardos deutsche Komödie „Der Vierer“ an

TÜBINGEN / REUTLINGEN. Der Film kommt ohne Altersfreigabe der FSK aus oder ist ab 14 klassifiziert, obwohl da munter vulgär von „ficken“ oder „rudelbumsen“ in allen gängigen Varianten die Rede ist. Das hat seinen Grund. Denn die Szenen dieser etwas betulich und klischeehaft konstruierten Gesellschafts- oder Ehe-Komödie, die Iván Sainz-Pardo doch recht konventionell (bis in die gleichförmigen Gegenschnitte) inszeniert hat, sind so fleischlos züchtig wie ein Familienfilm und so langweilig wie ein handelsüblicher Porno.

In der Ehe von Karriere-Anwältin Sophie (Julia Koschitz) und ihrem Hausmann Paul, dem studierten Archäologen (Florian David Fitz), prickelt es nicht mehr so recht, vor allem seit Papas Augenstern und Sohnemann Holger selbstständig geworden ist und nicht einmal mehr mit auf die Alpenwanderung nach Venedig mitwill. Die offenbar gemeinsame Idee, das Liebesleben mal mit einem Vierer unter Freunden anzuheizen wie einen Thermomix, torpediert Paul etwas unglaubhaft und ungeschickt mit irgendwelchen Durchfall-Lügen, und zwar weil ihm Sophie doch etwas arg scharf zu sein scheint auf den knallschenkligen Wanderkameraden Bernd.

Stattdessen engagiert er seinen ältesten Freund Lukas, einen Single, gewissenhaften Psychologen und Vogelfreund, den Friedrich Mücke ebenso langweilig hübsch darzustellen hat wie die renommierten Schauspiel-Kollegen das Ehepaar. Mit Mia, Bernds südländisch heißer und von Liebes-Illusionen völlig freier Freundin, der Lucia Barrado als einzige Darstellerin etwas echt geiles Fleisch an die trockenen Knochen schaffen darf, muss Lukas sich vorab in einer Bar verabreden. Sie verführt den dröge-schönen Vogelfreund tatsächlich zu einem schnellen Spontan-Fick auf dem Klo und scheint sogar mehr zu wollen.

Derweilen liefern sich Sophie und Paul eine veritable Küchenschlacht, die mit Trümmern, Scherben, Gin ohne Tonic, echter Gewalt von ihrer Seite und beidseitigen Ausbruchsversuchen endet, als plötzlich die vorgeglühten Gäste dann doch direkt in der Tür stehen, um Einlass bitten und Action wollen. Die gibt es dann auch tast- und test- und kussweise, inclusive schwul und lesbisch, obwohl sich mittlerweile herausgestellt hat, dass Sophie ausgerechnet mit diesem Lukas beim gemeinsamen Urlaub auf der Hütte einen One-night-stand hatte, der sie völlig überforderte.

So geht das munter weiter bis zu einem kleinen, von der Drohne wunderbar abgefilmten Happy-end vorm Alpen-Panorama. Für eine spritzige Komödie fehlt es den Dialogen an echt zündenden Pointen. In Richtung Tragik-Komödie ist der Weg auch verstellt, weil die Konflikte und Charaktere doch sehr im Klischee und an der Oberfläche bleiben und die Handlung nur umständlich und unglaubhaft vorankommt. Null Tempo, kaum Spannung. „Der Vierer“ mag allenfalls Paare ein wenig unterhalten, denen das erotische Knistern auch abhanden gekommen ist. Vierzehnjährige – auch wenn die das dürfen – eher nicht.

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